Geschichte

Aufstand in der St. Georgsnacht
(von Aino Pung, Übersetzung: Ellen Adelbert,
aus einer Broschüre der Stadtverwaltung Paide)

In der Nacht zum St. Georg, am 23. April, wurde auf einem hohen
Hügel ein Haus in Brand gesteckt. Das kündigte den Beginn des
Aufstandes an. In ganz Harjumaa griffen estnische Bauern Gutshöfe,
Kirchen und Klöster an, sie brachten alle Deutschen um, die ihre
Wege kreuzten. Der Aufstand kam für die Deutschen wie ein Blitz
aus heiterem Himmel und sie konnten anfangs keinen Widerstand
leisten.

Die Esten kamen siegreich vorwärts und konnten die gesamte Region
Harjumaa (außer der Stadt Tallinn) unter ihre Kontrolle bringen. Die
bisher selbständig agierenden Kämpfergruppen vereinigten sich zu
größeren Truppen und wählten vier Anführer, die sie *Könige
nannten.

(*Das estnische Wort "kuningas" stammt aus dem Alt-Germanischen
und bedeutete ursprünglich nicht "Herrscher, Monarch", sondern
"Anführer, Heeresführer".)

Die Esten sahen allerdings ein, dass sie dem Gegner langfristig
keinen Widerstand leisten könnten, wenn sie allein weiterkämpften;
sie brauchten einen starken Verbündeten. Die estnischen Boten
wandten sich mit der Bitte um Hilfe an den Vogt von Turu, einem
Untertan der schwedischen Krone. Der Vogt von Turu nahm die Bitte
an und versprach, mit einem Heer nach Tallinn zu kommen, obwohl
die Schweden gerade Krieg mit Dänemark führten.

Der Livländische Ordensmeister führte zu dieser Zeit Krieg gegen
die Pskover Russen. Er schloss sofort mit den Russen Frieden und
machte sich auf den Weg zurück. Um Zeit zu gewinnen, ließ er die
estnischen Stammesführer zu Verhandlungen einladen, die am
4. Mai im Schloß Paide stattfinden sollten. Er ließ den Esten sagen,
dass er herausfinden möchte, warum sie so gehandelt haben. Falls
die Deutschen schuld daran seien, versuche er, alle Probleme zu
beseitigen.
Bei den Aufständischen kam die Hoffnung auf, dass ein langwieriger
Krieg mit dem Orden vermieden werden könnte, und sie gingen auf
die Einladung ein.

In der Tat hatte der Ordensmeister keine Absicht, mit den Esten zu
verhandeln, sondern er wollte das Ordensheer nach Paide zurück-
bringen. Das gelang dem Ordensmeister und er spielte weiterhin mit
verdeckten Karten.
Als die vier Könige mit ihren drei Kriegsknechten im Schloss ankamen,
wurden sie vom Ordensmeister der Rebellion beschuldigt und in Haft
genommen.


1265 Paide wird erstmals urkundlich erwähnt, Beginn des Baus der
Ordensburg
1291 Am 30. September erhält Paide erstmals die Stadtrechte
1343 Am 4. Mai werden in der Festung von Paide vier aufständische est-
nische Stammesälteste und ihre Kriegsknechte ermordet.
1441 Der Festungsturm erscheint erstmals als Wappenbild von Paide.
1558 Beginn des Livländischen Krieges, Paide wird erstmalig von Russen
belagert.
1561 Die Stadt wird von den Schweden zurückerobert.
1573 Am 1. Januar wird die Stadt und die Ordensburg von Russen be-
setzt.
1581 Die Stadt wird erneut schwedisch.
1602 Die Stadt wird von Polen erobert.
1636 Paide wird von der Liste der Burgen gelöscht, der Ort verliert zeit-
weilig die Stadtrechte und das Land wird mit allen Immobilien dem
Gutshof Mäo übergeben.
1703 Im Laufe des Nordischen Krieges wird die Stadt erneut von Russen
erobert.
1783 Paide befreit sich von der Verwaltung des Gutshofes Mäo und wird
Kreisstadt.
1862 Für die Burg wird eine russisch-orthodoxe Kirche gebaut.
1895 - 1897 Der Festungsturm wird erstmals restauriert.
1941 Der Wallturm wird von den sowjetischen Truppen gesprengt.
1993 Der wiederhergestellte Wallturm ist für alle Besucher zugänglich.
2001 Die Konservierung der Mauerruine beginnt.
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